Zeltgespenst

…ist unterwegs!

SSW 13-18 Ab in den Urlaub!

SSW 13 Feindiagnostik

Es ist so unglaublich, so faszinierend, in meinem aufgeblähten, ansonsten aber völlig normalen Bauch nicht nur ein Lebewesen, sondern sogar seine Organe zu erkennen. Und obwohl ich noch keine Spur einer Bindung zum kleinen Untermieter habe, könnte ich dem schlagenden Herzchen lange zuschauen. Eine Stunde lang gab es Ultraschallkino, danach das Auswertungsgespräch und dann lief ich erleichtert, aber unglaublich müde nach Hause. Noch drei Tage…. Und dann der ersehnte Urlaub.

SSW 14-16 Der Urlaub meines Lebens

Selten hatte ich eine Auszeit so dringend nötig. Die Müdigkeit, ja die Erschöpfung der letzten Wochen überlebte ich nur dank der Hoffnung auf einige Wochen Ruhe und Ausschlafen. Als Ziel entschieden wir uns im letzten Augenblick für Norwegen und wollten mit dem eigenen, nicht allzu großen, aber zum Schlafen ausgebauten Auto reisen. Alles andere fiel entweder pandemiebedingt ins Wasser oder schied aus anderen Gründen aus – zum Glück. So waren wir hochflexibel und packten neben Berg- und Kletterausrüstung auch Kajaks aufs Dach, zudem nahm mein Freund ein (für ein kleines Dorf reichendes) Sortiment an Angelsachen und ich ein dickes Buch mit.

Das Glück, endlich ins Auto zu steigen war jedoch ziemlich vorsichtig – so oft, wie es mir in den letzten Wochen beim Autofahren schlecht wurde, hatte ich schlicht und ergreifend Angst davor. Doch auf den Autobahnen ließ es sich besser als auf kurvigen Landstraßen aushalten und auch halfen kleine Kissen mit Waschpulver, sämtliche Gerüche zu neutralisieren, was für die hochempfindliche Schwangerennase eine Wohltat ist.

Hier planten wir sowohl Wander- als auch Hochtouren, doch es wurde direkt bei der ersten Trekkingtour klar, dass ich nicht weit komme. Die Aufstiege strengten an, das Gepäck (obwohl mein Freund die ganze gemeinsame Ausrüstung nahm) ebenfalls und das Gelände, sobald etwas anspruchsvoller, einfach nervte. Das Wetter war mittelmäßig und schenkte mir halbe Tage regenbedingter Ruhe, für die ich sehr dankbar war. Wir kürzten die Runde ab und waren nach 3,5 Tagen wieder im Tal.

So ging es auch weiter. Touren über 1000hm waren anstrengend, zudem fanden sie meist auf schmalen und steilen, nicht mit den Alpenwanderwegen vergleichbaren Pfaden statt. Manchmal machte nicht einmal die großartige Natur die Anstrengung wett und wir legten jede 2-3 Tage einen Pausentag ein, ich mit dem Buch, mein Freund mit der Angel. Meine Stimmung schwankte von Drama zur Euphorie und zurück; so endeten die Versuche, mich vor 9 Uhr zu wecken oder den geräucherten Fisch zu kaufen (den Schwangere nicht essen sollten) mit Tränen – und andererseits genoss ich gerade unsere Kajakrunden sehr, welche für mich neu, spannend und kaum anstrengend waren.

Wir wagten auch einige Bergtouren, u.a. im als „die“ Bergsteigerregion Norwegens bekannten Romsdalen. „Richtige“ Berge entfachten sofort meine Lust, doch die Zustiege fand ich trotzdem anstrengend, war weniger trittsicher und ängstlicher als sonst. Auch hier waren Pausentage und leichtes Gepäck (danke!) der Schlüssel, um überhaupt etwas zu machen.

Insgesamt war ein Mix aus dem Reisen, Pausen, Wandern und Paddeln für uns die richtige Lösung. Großartige Natur begeisterte jeden Tag aufs Neue, im Wagen hatte man ständig die Möglichkeit, sich hinzulegen und lange Tage sorgten fürs Ausschlafen – schon mal bis zum Mittag (meine arme Begleitung…). Und natürlich wusste ich trotz der immer wieder zurückkehrenden Übelkeit die kontinuierliche Versorgung mit frischem Fisch und anderen Leckereien zu schätzen.

Wenige Tage vor Abreise fuhren wir an die Küste. Schon seit einiger Zeit fiel mir auf, dass sich Sprunggelenke weich anfühlen und ich mit den Trailrunnern im steinigen Gelände nicht mehr ganz sicher unterwegs bin.  Bei einem völlig harmlosen Küstenspaziergang war es dann soweit – ich knickte um und wusste noch währenddessen, dass etwas kaputt gegangen ist. Die verbliebenen Tage erforderten dann besonderes Management – ich konnte nicht auftreten und selbst wenige Meter ums Auto herum wurden zur Herausforderung. Zum Glück hatten wir Boote dabei: Mein Freund begleitete mich zum Einstieg und bugsierte ins Wasser, wo ich mich wieder selbstständig bewegen konnte. So überbrückten wir die Zeit bis zur Rückreise und medizinischen Abklärung in Deutschland.

Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass der Urlaub genial war. Fantastische Natur, unglaubliche Unterstützung durch meinen Freund und abwechslungsreiche Aktivitäten (von leichten Klettereien über Himbeeren sammeln bis zum Fjordpaddeln mit Schweinswalen), aber auch etliche gemütliche Morgen und Abende bei gutem Essen. Dennoch hat es mich beeindruckt, so unfit zu sein. Vom gewohnten Wohlbefinden war ich nämlich noch weit entfernt, obwohl man es „mittelschwanger“ nicht selten versprochen bekommt.

Tourenberichte mit Fotos gibt es hier