Purer Chaos bei der Planung und eine nette kleine Lehrstunde für alle – so lässt sich diese Tour am besten beschreiben. Denn zuerst forderte der Zustieg zumindest der Hälfte von uns alles ab, dann wurde die andere Hälfte ganz schön bescheiden als sie das Blankeis sah und zuletzt machte ein unbekannter Ausweichgipfel alles vieren Spaß.
Nach einer Anreise aus dem Osten, Westen und Süden des Landes übernachteten wir gemeinsam in Freiburg und beschlossen im Auto, von Kandersteg aus zur Blüemlisalphütte aufzusteigen – vielleicht auch mit der Seilbahnhilfe, welche uns 500hm sparen würde. Da diese nicht fuhr, verbrachten wir den Tag, unser alles andere als leichtes Gepäck mit Schneeschuhen zur 1800hm entfernten Hütte transportierend. Training! Die Bereitschaft, direkt nachts darauf aufzubrechen, war nicht wirklich zu finden, also machten wir erstmal eine kleine Erkundungstour inklusive eines Blankeisklettertests – harrrrrttttttt. Der Wunsch, in die nahezu komplett blanke Blüemlisalpnordwand einzusteigen, hielt sich daraufhin sehr in Grenzen und gab spätestens am nächsten Morgen ganz auf, als wir bei mäßig schlechtem Wetter (der Wind wehte den Rest des Pulvers von der Wand weg) in die monströse Blankeisflanke blickten. Dafür müsste ich noch trainieren und trainieren.
Über einen auf den ersten Blick völlig unspektakulären Hang stiegen wir geradeaus zur Wyssi Frau hinauf. Basti wusste, dass es irgendwo Sicherungsstangen geben soll, ich machte mir keine Gedanken übers Vorankommen, wenn es gut abgesichert ist. So langsam legte sich der Wind und der Spaßfaktor überstieg die Anstrengung und das Genervt-sein – beim Start ließ ich mich dazu verleiten, die Schneeschuhe an der Hütte zu lassen und ärgerte mich dann bei jedem Schritt, den ich spuren durfte. Nun wurde es aber immer schöner!
Kurz vor den Sicherungsstangen wurde die Querung steiler und die Steigeisen griffen nicht mehr – Fels unter dem Schnee. Ab hier sicherten wir seillängenweise und jeder, der vorgestiegen ist, kam auf seine Kosten bei den angeschneiten Felsen. An einer Stelle brauchte ich mehrere Anläufe und rutschte immer wieder von der Platte ab, jedes Mal dem perfekt gesetzten Haken für seine Anwesenheit dankend. Netterweise stieg auch keiner von den Jungs rutschfrei drüber. Insgesamt: Je nach Tragfähigkeit des Schnees (bei uns nicht gegeben) sind die abwärtsgeschichteten Platten nicht das angenehmste Klettergelände, bei den vielen Stangen und vereinzelten, ideal platzierten, Haken aber gut machbar.
Die Gipfelaussicht war top! Sie kurz genossen, kletterten und seilten wir ab und liefen zügig über den zum Glück noch nicht wirklich aufgetauten Schnee zurück – aufatmen. Einen geselligen Abend hatten wir noch (danke für den Wein!!!) und dann gab es noch die 1800hm zurück nach Kandersteg und die schlappen 8h nach Hause…