Chile 1/3: Patagonien und Feuerland – Südamerikas wilder Süden
05.01.-13.03.2015
Zehn Wochen Patagonien in Fotos. Es gab alles: Berge und Täler, Wälder und unendliche offene Ebenen, Seen und Flüsse, interessante Begegnungen und viele einsame Tage. In Zentralpatagonien lernten wir die „echte“ Abgeschiedenheit kennen, bei El Chalten sahen die weltberühmten Gipfel des Cerro Torre und Fitz Roy sowie stiegen aufs Inlandeis, im Süden wurden u.a. Zeugen der katastrophalen Folgen des menschlichen Eingriffs in die Natur (Biebervermehrung). Für mich bzw. meine Ausrüstung wurde diese Zeit außerdem zu einem Test: Von Zahnproblemen über verbrannten Kocher bis zum Zeltgestängebruch und kaputten (gerade erst gekauften!) Kamera war alles dabei – natürlich jeweils mitten im Nirgendwo. Trotzdem war Patagonien ein absolutes Highlight und wird schwer zu überbieten sein!
Entsprechend schwer fiel dieses Mal auch das Sortieren der Fotos, jetzt ist es aber halbwegs soweit. Einige der Bilder wurden von meinem Partner Frank aufgenommen – ich bedanke mich herzlich und werde sie natürlich entsprechend markieren. Also… bienvenidos a Patagonia!!! (P.S. Zum Vergrößern der Fotos bitte drauf klicken. Die Bildunterschriften erscheinen dann aber leider nicht.)
Rio Baker, Chiles größter Fluss mit seiner unglaublichen türkisblauen Farbeunterwegs im Valle Nef. Im Hintergrund die Gipfel des nördlichen Eisfeldes.Im oberen Teil des Valle Nef. Sehr heiß, die Unmengen an Bremsen zwingen uns in die JackenSchuhe Ausziehen beim Wandern in Patagonien gehört einfach dazu (Foto: Frank N.)zwischendurch musste man immer wieder waten, gab es den Pfad am Land wieder…Zu Hause.der etwas umständliche Weg zum Zahnarzt…Rio Baker im unteren, nicht mehr so blauen TeilZur Familie Soto, wohnhaft am Fundo San Lorenzo, gelangt man nur soFundo San Lorenzo. Hier werden wir herzlich empfangen, beraten und nach dem Versuch am Berg (Cerro San Lorenzo) wieder erwartet. Hier verschwand aber leider auch meine ganze Schokolade aus den für die nächste Tour hinterlegten Vorräten (Familie Soto hat damit aber NICHTS zu tun!)Cerro San Lorenzo (3706m) ist ein begehrtes, u.a. aufgrund des Wetters nicht einfaches Ziel. Auf den Wänden im Refugio Toni Rohrer (am Eispilz des San Lorenzo verunglückter Schweizer Alpinist) findet man Geschichten und Mitbringsel aus aller WeltHochtour mir Ausblickangekommen, Zelte aufgebaut und gesichert (ein Hüttenbucheintrag: „Unser Zelt wurde samt Menschen von einer Windböhe um 2m versetzt) – relax!Für Ralf Gantzhorn (Rother Wanderführer für Patagonien) ist die Randkluft „u.U. unangenehm“. Wir sind erstmal perplex.da die anderen Möglichkeiten auf den gewünschten Gletscher zu kommen sich jedoch als zweifelhaft erweisen (unten ist alles ausgehöhlt)…kraxeln wir doch hoch (Foto: Frank N.)Es ist wie ein Sechser im Lotto: Zwei Profis waren kürzlich am Berg (der keine 20 Besteigungen pro Jahr hat!) und hinterließen uns eine Spur durch den Spaltenwirrwarr. Das hilft ungemein, jetzt sind wir aber allein am Berg und entsprechend vorsichtig (Foto: Frank N.)einsam im Lager 2das Panorama ist unbeschreblich. Obwohl wir uns auf den Abstieg statt Gipfelversuch einigen, hat sich der Aufstieg hierher gelohnt!Spalten hat es genug und oft verschneitvor dem Cordon de Cochrane (der Grat im Hintergrund). Foto: Frank N.Das Wetter sollte instabil bis schlecht sein, war aber alle vier Tage am Berg durchaus akzeptabel – noch ein Sechser im Lotto… (Foto: Frank N.)zurück (Foto: Frank N.)wieder im Talauf zu neuen Ufern: Es ruft die Ruta de los Pioneros!gemeinsam mit den Profis vor uns werden wir vom Fundo San Lorenzo in Richtung Cochrane gefahren. Wir steigen aber früher aus und laufen wieder los…Ruta de los Pioneros, Blick vom ersten ZeltplatzRuta de los Pioneros; hier wurde auch gezeltet…„la picota“ – die erste Schlüsselstelle der Ruta. Über den Fluss müssen wir drüber, davor aber überhaupt zum Fluss… es gibt einen kaum merkbaren, ausgesetzten Pfad runter und oben liegt eine alte Schaufell, um den Abstieg für die Pferde präparieren zu könnender Fluss erweist sich als schnell und schlecht einschätzbar, aber nicht so tief wie erwartetRuta de los pioneros. Über den Fluss kamen wir am Abend nicht drüber und mussten bis zum Morgen wartenOutdoor (L)eben..und bei Nachtzweite erwartete Schlüsselstelle der Tour – geschafft!Konzentration – in die Cam gelacht wird danach! (Foto: Frank N.)durch die Wälderkurz vor dem Haus des Don Heraldo Real wird der Pfad plötzlich gut sichtbar und gepflegt – ein Genuss!Brücke zum Haus von Don Heraldo – eine wackelige Angelegenheitder Hausherr kommt an. In den 14 Jahren, die er hier allein lebt, gab es nicht allzu viele Gäste…patagonische Gastfreundschaft: Egal wie wenig du hast, teile es mit den anderen! Mehr als Mehl haben wir im Haus von Don Heraldo, der zwei Mal im Jahr per Pferd ins nächste (und einzige hier) Dorf zum Einkaufen reitet, nicht gesehenWir werden herzlich eingeladen und mit Brot versorgt. Als Dankeschön lassen wir alles, was möglich ist, zurück (Foto: Frank N.)Auf den Vorschlag von Don Heraldo nehmen wir einen anderen Weg zum Ausstieg als geplant. Leider erweist sich das als keine gute Idee (der Pfad existiert nur stellenweise und ist auch sonst komplett zugewachsen) Foto: Frank N.querfeldein durch den Walddas wird auch uns passieren, wenn wir hier aufgeben…25km Luftlinie bedeuten bei diesen Wegverhältnissen zwei volle Tage Kampfkurz vorm Ziel gibt es wieder einen Pfad. Diesen hier. Den Boden konnten wir übrigens nicht ertasten.Geschafft bis zur Carretera Austral! Gerettet! (Foto: Frank N.)…aber das Trampen ging auch schon mal besser.nach einem Tag erfolgloses Warten auf irgendein Auto, das uns mitnehmen könnte, liefen wir los und trafen einen Menschen – was für ein Glück! Er lud uns in sein Haus ein, setzte an den Tisch (zu Essen hatten wir übrigens nichts mehr) und wollte unsere Rucksäcke wiegen. Gut, dass ich dachte, ich hätte weniger gehabt 🙂 Am Ende, ganz ohne Essen, waren es 23,5kg.Señor Beta, wie er sich nannte, „vermittelte“ uns diesen Holztransporter. Ade Ruta de los Pioneros!Grenzübergang bei Villa O`Higgins: Nur für gute Fußgänger (mind. 22km zu wandern) Foto: Frank N.Traumlandschaft (Grenzübergang, vorne Lago del Desierto)Halbtageswanderung bei El Chalten, Argentina (Foto: Frank N.)Aufstieg aufs südliche patagonische Inlandeisfeld über den Marconi-PassAufstieg zum Marconi-PassDas französische Paar, das auch zum Marconi-Pass wollte, aber einen anderen (falschen) Weg gewählt hatteaufs Eis muss man erstmal kommen… (Foto: Frank N.)Kurz vor dem Passendlich oben!hier befinden sich mit die größten alpinistischen Herausforderungen überhaupt…nach 13h unterwegs muss noch eine Schneemauer für die Zelte errichtet werden – wir trauen dem Wetter nicht… aber was für Arbeitsumgebung! (Foto: Frank N.)ein Abend mit Cerro Torre (nahe Circo de los Altares)Team!was für ein Tag!Der Ausstieg vom Eis über den Paso del Viento ist noch nicht das Ende der Tour. Frank auf der „Tirolesa“Obwohl es hier auch per Seilrolle auf die andere Seite ginge, ahnte ich schon, dass ich etwas Übung brauchen werde… (Foto: Frank N.)…und es dauerte nicht lange, bis wir im Regen und ohne Seilrolle klar kommen mussten.Berge bei El Chaltenweiter geht es: Busfahrt El Chalten – Puerto Natales, in 1,5 Monaten unsere erste Fahrt über eine asphaltierte StraßeBlumen im Nationalpark Torres del Painenachts im Campamento Seron, NP TdP..und der Morgen im Campamento Seron…NP Torres del Paine: Gerade erst hat man sich an die Steppe gewöhnt, kommen schon Berge in SichtNP TdPCampamento DicksonAusblick beim Übergang Camp. Dickson-Camp. PerrosBei Campamento Perros, NP TdPGlaciar Grey, NP Torres del PaineGlaciar Grey, Torres del Painemeine Behausung im Campamento Paine Grande – wie immer am Rande, ruhig und windgeschützt (es flogen aber genug Zelte durch die Gegend…)Campamento Paine Grande, das größte Lager hier, am Morgen. Die meisten Zelte werden vermietet.Beim Wind zu HauseValle Frances, TdP – ein der schönsten Täler, die ich gesehen habeein Blick nach obenweiter im Valle FrancesMirador britanico, oberes Valle Frances, TdPSeeblicke unterwegs nach Las TorresPuerto Natales, Fjord der Letzten HoffnungAbends am FjordPuerto Natales liegt genauso weit südlich wie Frankfurt am Main nördlich ( gleicher Breitengrad, nur im Süden). Durch den fehlenden Golfstrom sind das Klima und die Landschaft aber viel rauer.„Verliebte in den Wind“ („Amantes del viento“)„Patagonia“ – unsere Fähre nach FeuerlandAuf unendlichen Weiten Feuerlands leben laut Internet etwa 10 Millionen Schafe. Menschen gibt es hier etwa 135 000.Ushuaia (Argentinien), mit 60 000 Einwohnern die südlichste Stadt der Welt. Von hier starten etwa 90% aller Expeditionen in die AntarktisMorgenstimmung in UshuaiaKurze Wanderung im Nationalpark Tierra del Fuego (Feuerland)abends im NationalparkMagellanspecht, eine der größten Spechtarten weltweitWieder Ushuaia. Nach einem Schlechtwettertag mit Neuschnee in den Bergen kam kurz die Sonne raus und zauberte eine wunderschöne StimmungAbendstimmung im Hafen von UshuaiaAbendstimmung-2auf dem Cerro Bandera (Berg namens Flagge), Isla Navarino, Circuito de los Dientes (Foto: Frank N.)Circuito de los Dientes, Isla Navarino. Der junge Hund folgte uns, frierend und hungrig, 1,5 Tage lang, bis wir ihn an einen anderen Wanderer (der in den Ort zurück kehrte) „abgeben“ konntenLos Dientes de Navarino – Zähne von NavarinoIsla Navarinoes war wohl kein einfaches Leben…Ende der 40ger Jahre wurden auf Navarino Bieber zwecks Fellhandel ausgesetzt. Dieser hielt allerdings nicht lange an. Ohne natürliche Feinde vermehrten sie sich explosionsartig, holzten Wälder ab und überfluteten riesige Flächen, was wiederum zum Waldabsterben führte. Diese Landschaft ist ein der besten Beispiele für Verwüstungen durch unnatürlich angesiedelte Tiere.Bieberdämme – sehr beeindruckende Meisterwerke!unterwegs auf NavarinoCircuito de los Dientes ist ein kurzer (ca. 40km), normalerweise einfacher und gut markierter Wanderweg. Bei schlechtem Wetter ist das hier aber echte Wildnis und sollte nicht unterschätzt werden.Feuchtflächen, von Weitem super schöntypischer Schlamm auf Navarino. Dabei hat es in den letzten Tagen nicht geregnet (Foto: Frank N.)auf Bieber“jagd“ – 5h lang (Foto: Frank N.)Kurz vor dem Ausstieg schenkte und dieses Pärchen doch noch eine schöne Vorstellung – ein der wunderbarsten Augenblicke der ganzen Reiseirgendwann haben die scheuen Tierchen sich an uns gewöhnt und trauten sich ans LandFrank und Bieber in Aktionbei schönem Wetter ist die Landschaft traumhaft, wenn auch ganz anders als wir gewohnt sindNavarino…ein letzter Abend auf Navarino – bei Vollmond hoch über dem Beagle-KanalPuerto Williams (Chile, 2300 Einwohner), die im Jahr 1927 gegründete südlichste Ortschaft der Weltgestrandetgestrandet-2WeißbrustkormoraneBeagle-KanalZurück nach Punta Arenas ging es in etwa 36h mit dem Schiff. Das Wetter änderte sich ständig und versteckte oft die umliegenden Berge. Nach dem Wandern hatten wir aber nichts gegen die weichen Sitze, große Fenster und Vollpension. Die beeindruckende Cordillera Darwin passierten wir aber in der Nacht und konnten ihre Gletscher nicht bewundern.
Kurz vor der Rückkehr aufs Festland riss es doch noch auf. Nach rund zehn Wochen ging unsere Zeit im Chiles (und Argentiniens) wilden Süden zu Ende, noch nicht aber die Reise. Bis bald! (Foto: Frank N.)
2 thoughts on “Chile 1/3: Patagonien und Feuerland – Südamerikas wilder Süden”
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Einfach super Bilder. Ein toller Artikel!
Danke sehr!