Zeltgespenst

…ist unterwegs!

Vorpyrenäen: Sierra y Cañones de Guara

18.09.2011

Naturpark Sierra y Cañones de Guara, zu Deutsch Gebirgskette und Schluchten der Guara, gehört zu den spanischen Vorpyrenäen und weist Gipfel bis zu 2077m Höhe auf. Man unterscheidet zwischen dem trockenen (und wie!) südlichen und bewaldeten nördlichen Teil. Anreise erfolgt wie üblich über Huesca in Richtung Jaca, idealerweise kommt man aber mit dem Auto an. Die Gegend (ich war im Süden, Ausgangspunkt Nueno) eignet sich gut für kleine Ausflüge,  wahrscheinlich auch im Winter.

stachelreiches Wandervergnügen wo das Flachland in die Berge übergeht

Die Anreise klappte ohne Probleme und gegen 11 Uhr machte der Fahrer Zeichen „Aussteigen“. Ich folgte und stand auf einmal auf der Autobahn nahe einer Ortsausfahrt… Dass man hier etwas mehr Orientierungssinn braucht als in Deutschland, wusste ich. Dass es allerdings wirklich nur sehr wenige markierte Wanderwege gibt, war mir nicht bewusst.

Nueno von oben
Nueno von oben
kaum Wege, aber alles begehbar

Deswegen gestaltete sich die Wanderung eher nach dem Prinzip „ich sehe es, es gefällt mir, ich gehe hin“. Meist gab es dann auch irgendeinen Pfad, der dahin führte. Wer allerdings auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt am Besten Schotterstraßen, die aber auf ihre Durchgängigkeit genau überprüft werden müssen (Karte genau lesen!). Sonst bewegt man sich auf freilich selten begangenen Pfaden, wo es keine Pflanze ohne Dornen gibt (lange Hose!!!). Generell sind Landschaft und Natur am ehesten einer Wüste ähnlich. Die wenigen Pflanzenarten, die in dieser Gegend überleben, sind klein und trocken, an Faune sind die hier beheimateten Bartgeier bemerkenswert. Mit bis zu drei Metern Spannweite schweben sie zu mehreren im Himmel und flößen einem zumindest Respekt ein. Es gibt auch andere bedeutende Greifvögelarten, sowie Stationen ihrer Beobachtung.

nadelscharf
nadelscharf…
...selbst die Blümen
…selbst die Blümen
etwas malerischere nördliche Hänge
etwas malerischere nördliche Hänge

Wenn man in Richtung des Flachlands schaut, sieht man nichts außer ausgetrockneter rötlicher Erde. Am Autobandrand nahe Huesca (neben Saragossa und Teruel die 3. größere Stadt in Aragon, hat eine große Busstation) stehen einige „Palmen“ aus schwarzem Draht – keine Ahnung, was sie bedeuten sollen, aber im Zusammenhang mit anderen optischen Eindrücken ein perfektes Symbol für dieses unfruchtbare Land.

Aragons trockene Erde
Aragons trockene Erde

  Nach etwa sieben Stunden und einem 1400m-Gipfel stieg ich zu einem kleinen Dorf ab und fragte mich, an welcher Autobahnstelle ich jetzt wohl auf den Bus warten muss. In diesem Augenblick fuhr Bauer, unter dessen Baum ich mich hingesetzt habe, nach Hause und bot mir an, mich nach Huesca zu bringen. Das ließ ich mir nicht entgehen und erlebte deutlich mehr, als eine 30min-Autofahrt. Der Mann erzählte von seinem Land, seiner Arbeit auf eigenen Feldern und wie seine Frau gestorben und Kinder in die Stadt gezogen sind. Man hörte Stolz auf alles spanische, aber auch Traurigkeit des Lebens in dieser verlassenen 50-Mann-Siedlung in den Bergen (nach Huesca fuhr er nur meinetwegen). Ich verstand allerdings herzlich wenig, versprach dann eine Karte zu schreiben und ihn irgendwann – ob mit Familie oder Freunden – besuchen kommen.

kein leichtes Leben hier, weder für Menschen noch für Pflanzen und Tiere
Peña San Miguel
Peña San Miguel

Leider wurde aus diesem Versprechen bisher nichts. Der erste Eindruck war aber eindeutig: Das Leben hier ist hart. Und wie immer in solchen Lagen, sind es Menschen, die der unfruchtbaren Erde Leben einhauchen und erstaunliche Leistungen vollbringen. Ein interessanter Ausflug.

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